Samstag, 10. Mai 2014

Verwandlung

Wenn du mir jenes 
Eine Herz so anvertraust
Wie diesen feinen Strauch
Kirschbaumblüten
Der zu mir geflogen kam

Der still vor meinen Füßen lag
Während der Wind tobte
Und die Äste gewaltsam zürnten

Wenn du es mir anvertraust
Während ich bereits fürchtete
Es würde in Strömen
Zu regnen beginnen
Obgleich es bloß leise nieselte

Wenn du mir jenes
Eine Herz so anvertraust
Wie seine gewaltigen Gebete
Die es sprach
Und seine geschärften Blicke
Die es sah
Und die Schritte eines Wanderers
In der Morgendämmerung
Die es beging
Wachsam und hell
Sanftmütig und stark

So kann ich es nicht annehmen

Sein Duft wäre zu lieblich
Sein Anblick zu erhaben
Sein Werden zu mächtig
Sein Dasein zu fremd

Ich müsste überlegen
Ob ich es behalten kann
Müsste überlegen
Ob es mich hemmt
Müsste überlegen
Ob mein Wasser genügt
Müsste überlegen
Ob ich selbst genüge

Wenn du mir aber jenes
Eine Herz 
So anvertraust
Als wäre es 
Mein Herz

Wenn du mir jenes
Eine Herz 
So anvertraust
Als würde ein Herz 
Mein Herz sein

Und ich denselben Atem spüre
Und dasselbe Klopfen fühle
Wie es zuvor gespürt

Wenn du mir jenes Herz
Zu meinem Herz werden lässt
Wenn du es mir gewährst
Eins zu sein mit jenem,
Dann, ja nur dann,
Möchte ich es annehmen

Dann möchte ich es nicht länger
Als ein Geschenk behandeln
Sondern als mein einzig Hab und Gut
Nicht mehr als Schatz allein
Sondern als Truhe, die um ihn ruht
Nicht als Anblick allein
Sondern als Auge,
Durch das es sieht und
Zu sehen besteht

Wenn du mir jenes Herz
So anvertraust, so bitte
Ich dich, O Allah:
Reinige mich, mich
Und dieses meine Herz,
Das du mir anvertraust